"einer der meistbeachteten Kritiker im deutschsprachigen Raum"
Schweizer Fernsehen SRF (Juni 2019)
Blick über die Grenze
Don Giovanni aux enfers. Semon Steen-Andersen. (UA)
Opéra national du Rhin, Strassburg.
Bern, Biel und Solothurn
* Choc! Die Süssigkeit der Götter. Dominique Ziegler. (UA)
Theater Orchester Biel Solothurn.
Die Welt ist nicht in Ordnung. Der Kapitalismus auch nicht. Die Schokoladenindustrie lebt von ungerechter Verteilung der Güter, Raubbau, Kinderarbeit, Zerstörung der Wälder, Entwürdigung der Indigenen. Hinter der süssen Verführung steht eine fünfhundertjährige Geschichte von Rassismus, Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Mord zugunsten einer Handvoll weisser Profiteure aus angesehen Geld- und Politikerfamilien. Dominique Ziegler, Sohn des prominenten Soziologen Jean Ziegler, verkündet diese Botschaft mit der Emphase des engagierten Vaters. Seine Bühne ist aber nicht der Hörsaal, sondern das Stadttheater Solothurn. Und da sind alle auf der richtigen Seite, das heisst: der seinen. Entsprechend frenetisch fällt nach der Uraufführung der Jubel dafür aus, dass hinter der Schokolade die Blutspur denen, die nicht im Saal sassen, mit unabweislicher Deutlichkeit "aufgezeigt" wurde. Wer will behaupten, die Predigt sei nicht an der Zeit gewesen? Wer reinen Herzens ist, erhebe die Hände und klatsche mit!
(Besprechung folgt.)
Le Chalet suisse. Le Chalet/Betli. Adpolphe Adam/Gaetano Donizetti.
Theater Orchester Biel Solothurn.
Zwei sogenannte komische Opern mit dem selben Sujet, nacheinander gespielt am selben Abend, mit den selben Sängern und dem selben Produktionsteam; das Ganze serviert mit beeindruckend viel Witz, Hintersinn, Humor ... und am Ende überwiegen Jammer und Langeweile. Der Jammer erwächst aus dem Faktum, dass selbst ein Ausnahmeregisseur wie Andrea Bernard Tote nicht lebendig machen kann, nicht einmal mit Unterstützung eines kongenialen Bühnenbildners wie Alberto Beltrame. Und die Langeweile entsteht durch die unrettbar platten, schablonenhaften, uninspirierten Originalwerke von Adolphe Adam und Gaetano Donizetti. Am Ende lautet das Fazit – bei aller Hochachtung vor dem Können und dem Einsatz der Truppe: Viel Lärm um nichts.
*** Ein Leben. Annie Ernaux.
Bühnen Bern. > lesen/hören
* Stiller. Max Frisch.
Theater Orchester Biel Solothurn. > lesen/hören
Spielpläne
Saison 22/23
in Bern, Biel
und Solothurn
Blick über die Grenze 22/23
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