Sentas Sehnsuchtsblick. © Salzburger Landestheater, Tobias Witzgall.

 
 

 

Der fliegende Holländer. Richard Wagner.

Oper.

Carlo Benedetto Cimento, Carl Philip von Maldeghem, Stefanie Seitz. Salzburger Landestheater.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 20. November 2025.

 

> Die Sänger sind gut. Der Chor beachtlich, dank der Schönheit junger Stimmen. Die Regie umtriebig. Die Bühne immens. Das darauf projizierte Video banal, ärgerlich, irritierend. In einem Wort: Salzburger Landestheater. <

 

Für den "fliegenden Holländer" zieht das Salzburger Landestheater in die Felsenreitschule. Sie ist wegen ihrer Ausdehnung schwer zu bespielen. Die Produktion widerspricht dieser Tatsache nicht.

 

Bühnenbildnerin Stefanie Seitz und Regisseur Carl Philip von Maldeghem messen das Gehäuse in seiner ganzen Höhe, Breite und Tiefe aus. Doch das Resultat ist nicht überzeugend. Wenigstens aber läuft stets etwas – und seien es nur die Arme und Beine des "Segel-Bewegungschors". Die Turner legen sich mit engagiertem Körpereinsatz ins Zeug, um eine rote und weisse Tuchbahn, die mal als Vorhang, mal als Segel dient, auf und zuzuziehen, bzw. in dramatisch gebauschte Bewegung zu versetzen.

 

Weil die Oper zur Zeit der Segelschiffe spielt, fassen die Sänger unablässig nach groben, braunen Tauen, und ein paarmal seilt sich gar der "Segel-Bewegungschor" spinnenhaft an senkrechter Wand ab. So geben die Schnüre die schicksalshafte Verstrickung des Holländer-Dramas wieder.

 

Problematisch ist das Video. Schon nach wenigen Takten fängt es an, die Ouvertüre mit Wellen zu bebildern, doch läuft deren Bewegung derart quer zum Rhythmus des Klangs, dass der Rat des grossen Hugues Gall (seinerzeit Direktor der Genfer und der Pariser Oper) zum Rettungsanker werden muss: "Wenn Sie die Inszenierung ärgert, schliessen Sie die Augen. Sie bekommen dann immer noch erstklassige Musik." Bei ihm: ja. In Salzburg immerhin: gut.

 

Die Beteiligten zeigen eine beeindruckende Ensembleleistung. Die Sänger sind imponierend. Der Chor dank der Schönheit junger Stimmen beachtlich. Das Orchester okay. An der Derniere darf Carlo Benedetto Cimento die Einstudierung von Leslie Suganandarajah nachdirigieren. Die Wiedergabe klingt – vielleicht der Akustik des Riesenraums geschuldet – eher pauschal.

 

Irritierend, ja ärgerlich erweist sich das mehrmalige Einblenden eines bewegten Augenpaars. Es soll wohl Sentas Sehnsuchtsblick wiedergeben. Doch in Wirklichkeit erinnert die Aufnahme an eine augenärztliche Untersuchung: "Bitte nach links schauen! Und jetzt nach rechts!" Bei dieser Gelegenheit erkennt der Laie zum ersten Mal, dass das Sehorgan eine gewellte, orangenhautähnliche Oberfläche aufweist. Aber so genau möchte er es gar nicht wissen. Nun ja: "Wenn Sie die Inszenierung stört, schliessen Sie die Augen."

Eine Riesenbühne. 

Mit Segeltüchern. 

Und Choristinnen.