Beeindruckende "tableaux". © Reinhard Winkler.

 
 

 

La Juive. Fromental Halévy.

Oper.

Yannis Pouspourikas, Marc Adam, Dieter Richter. Landestheater Linz.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 20. März 2024.

 

> Ursprünglich hiess der französische Komponist und Musikpädagoge Fromental Halévy: Jacques Fromental Élie Levi. Nomen est omen. Auch Rachel, Hauptfigur seiner Oper "Die Jüdin", trug bei Geburt einen anderen Namen. Denn sie ist Tochter eines Römers, nicht eines Juden. Wenn sie deshalb am Ende der fünfaktigen Tragödie für den "Glauben ihrer Väter" lieber in den Tod geht, anstatt zum Christentum überzutreten, deckt das Werk an einem besonders eklatanten Beispiel die Absurdität der fanatischen Glaubenseifers auf. <

 

Mit den Dimensionen seines "grossen Saals Musiktheater" ist das Landestheater Linz ausgerüstet, Fromental Halévys "Jüdin" im geforderten Massstab herauszubringen. Das Meisterwerk der französischen "Grand opéra" verlangt nämlich riesige "tableaux". Für sie hat es auf der Bühne der Bruckner-Stadt Platz. Dieter Richter liefert beeindruckende Kirchenräume, Palastsäle und Synagogen. In ihnen inszeniert Regisseur Marc Adam die Handlung als Abfolge bewegter Bilder. Die Sänger verschieben sich von einem Punkt zum anderen, nehmen eine Haltung ein ... und dann spricht die Musik.

 

Korrekt, aber ohne merkbaren Gestaltungswillen leitet Yannis Pouspourikas das Bruckner Orchester Linz. In Präzision und Beweglichkeit steht es hinter dem Orchester der Pariser Nationaloper zurück. Die Streicher klingen – vielleicht der Akustik geschuldet – metallisch. Aber an den Höhepunkten sind Konzentration und Kraft zur Stelle. Was die Stimmen angeht, wirken die meisten Solisten ganz anständig, überragen aber in keinem Fall das übliche Landestheaterniveau.

 

Mit diesen Qualitäten ermöglicht die Bühne der oberöster­reichischen Landeshauptstadt die Begegnung mit einem Werk, das bis zum Aufkommen der Nazis zu den weltweit meistgespielten Opern gehörte und durch den Terrorangriff vom 7. Oktober 2023, den darauf folgenden Krieg zwischen Israel und der Hamas und den überall wieder aufgeflammten Antisemitismus neue Aktua­lität gewonnen hat. Bemerkenswert, dass Linz "La Juive" zeigen kann, ohne die Zuschauer durch Personenkontrollen und Metall­detektoren schicken zu müssen. In Frankreich kann man von solchen Verhältnissen nur noch träumen. 

Die Tragik ... 

... von Liebe ... 

... und Religion. 

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