Geschickte Bespielung der Bühne. © Lea Mahler.

 
 

 

Aimée & Jaguar. Erica Fischer.

Schauspiel nach gleichnamigen Roman.

Lea Ralfs. Zentraltheater München.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 21. Oktober 2023.

 

> "Aimée & Jaguar" erzählt von der Liebesbeziehung zweier Frauen im Nationalsozialismus. Die eine trug das Mutterkreuz und hatte vier Kinder. Die andere war untergetauchte Jüdin. Während des Naziterrors verwirklichten die Frauen das Idyll zarter Menschlichkeit. Fürs Regime aber galten sie als "entartet". Heute wird ihre Liebe von den Bärtigen im Osten verfolgt und verflucht. <

 

Auf der Bühne des Münchner Zentraltheaters hat die Inszenie­rung von Lea Ralfs drei Stränge: Einen informierenden, einen erzählenden und einen darstellenden. Der informierende Strang ruft die geschichtlichen Umstände in Erinnerung, unter denen sich Erica Fischers Roman "Aimée & Jaguar" abspielt. Die Handlungsspanne reicht von den "roaring twenties" der Weimarer Republik bis zum Zusammenbruch des Dritten Reichs. Die histo­rischen Daten beglaubigen, dass sich das Dargestellte wirklich zuge­tragen hat.

 

Während Politik, Zeitumstände und Kriegsgeschehen ihren vernichtenden Gang gingen, entfaltete sich im allerpriva­testen, geheimsten Rahmen einer Frauenbeziehung eine Mensch­lich­keit, die quer zum heteronormativen, diktatorischen Familienbild lag. In Erzählform führt der zweite Strang von Lea Ralfs Inszenierung zu den Hauptmomenten der Liebesbe­ziehung. Sie werden ausgespielt und lassen die Vorstellung in den dritten Strang, den darstellenden, münden.

 

Der Wechsel der Formen wird aufgenommen von geschickt durchchoreografierter Bespielung der Bühne. Die Bewegung im Raum weckt ein Leben, welches den Umstand vergessen lässt, dass die Aufführung nur von drei Schauspielerinnen getragen wird. So reichert Regiekunst die beschränkte Materialität an und weckt die Vorstellungskraft der Zuschauer. In Bezug aufs Stück führt das Informieren, Erzählen und Darstellen zu einem Gleiten von aussen nach innen.

 

Die einzige Enttäuschung bei der schönen, klugen Aufführung bildet die gravierende S-Schwäche der Schauspielerinnen Lea Schönhuber (21) und Kim Bormann (34). Ihre Kollegin Ursula Berlinghof (62) gehört zur Generation, die noch sprechen gelernt hat. Wer aber nach 2000 das Schauspielstudium aufnahm, bekam es mit Lehrern zu tun, denen Vater Ubu den Kopf hätte waschen müssen: "Haben Sie Bohnen in den Ohnen?" Da- Re-ultat i-t de-a-trö-.

 

Frauenintimität ... 

... mit Hintergrund.

 
Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt 0